APV-RESOLA
Agrophotovoltaik – Ein Beitrag zur ressourceneffizienten Landnutzung
Die Kosten für Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen sinken kontinuierlich. Experten erwarten, dass solche Anlagen schon in ca. fünf bis acht Jahren auch ohne finanzielle Förderung durch das Erneuerbare Energie Gesetz (EEG) wirtschaftlich rentabel werden. Dadurch entstehen zunehmend Geschäftsmodelle mit neuen Nutzungsformen der Kulturlandschaft. Diese neuen Anforderungen an den ländlichen Raum bringen aber auch neue Herausforderungen wie die steigende Flächennachfrage mit sich. Die Flächennutzungskonkurrenz nimmt zu und bewirkt eine Erhöhung der Pachtpreise in der Landwirtschaft. Die Innovationsgruppe APV-RESOLA entwickelt und untersucht daher eine neue Form von Photovoltaik-Anlagen, in der neben der Stromerzeugung auch die landwirtschaftliche Fläche zum Nutzpflanzenanbau erhalten bleibt.
Zielsetzung
Diese ressourceneffiziente Doppelnutzung von landwirtschaftlichen Flächen soll die Flächenkonkurrenz von landwirtschaftlicher Nutzung und Energieversorgung verringern. Die neuartige Systemtechnologie, die sogenannte Agrophotovoltaik (APV), ermöglicht eine landwirtschaftliche Nutzung unter speziell zu diesem Zweck entwickelten Photovoltaik-Anlagen. Eine APV-Anlage ist im Wesentlichen eine in fünf bis sechs Metern Höhe aufgeständerte Photovoltaik-Anlage mit einer speziellen Unterkonstruktion. In Zukunft könnte durch APV zum einen der Flächenverbrauch minimiert werden, so dass der Nutzungskonflikt zwischen Energie- und Landwirtschaft durch eine harmonische Doppelnutzung der Flächen entschärft wird. Zum anderen kann, da APV-Projekte vornehmlich dezentral durch Landwirte, Gemeinden und Klein- und Mittelständische Unternehmen (KMU) ins Leben gerufen werden, die Wertschöpfung in der Region und die ländliche Entwicklung gefördert werden. Für die Landwirtschaft können zudem neue, ökonomisch tragfähige Bewirtschaftungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, entwickelt das Verbundvorhabeneine Agrophotovoltaik-Anlage und erprobt diese unter Realbedingungen. Ziel ist die technische Optimierung der APV-Anlage zum maximalen Photovoltaik-Ertrag bei gleichzeitig minimaler Beeinträchtigung des Pflanzenwachstums. Schließlich erfolgt die Erstellung eines Energie- und Wirtschaftlichkeitskonzeptes für die Planung von APV-Anlagen.
Vorgehen
Grundlage des Forschungsansatzes ist das Konzept des „Living Labs“. In diesem Beteiligungsverfahren entsteht die notwendige enge Zusammenarbeit von Forschern und Technikentwicklern mit Nutzern und der lokalen Bevölkerung. Der Gedanke des Mitgestaltens fließt so ganzheitlich in den Innovationsprozess ein. Im Living Lab und der begleitenden Forschung soll technisches Wissen für Innovationen im nachhaltigen Landmanagement entstehen, um die Agrophotovoltaik einzuführen und ihre Verbreitung zu fördern. Das hierzu notwendige Fachwissen wird durch ein hohes Maß an Interdisziplinarität zwischen den beteiligten Forschern aus den Natur-, Agrar-, Ingenieur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften gewährleistet. Transdisziplinäres Lernen entsteht durch die Einbeziehung außerwissenschaftlicher Akteure wie Unternehmen, Landwirte, Entscheidungsträger und anderen Interessensgruppen.
Modellregion Bodensee-Oberschwaben
Als Standort für das Forschungsprojekt wurde Baden-Württemberg (BW) mit der Modellregion Bodensee-Oberschwaben ausgewählt. BW eignet sich sehr gut, da die Energieversorgungsstruktur auf der Nachfrageseite durch einen hohen Energiebedarf durch das produzierende Gewerbe gekennzeichnet ist. Dieser große Energiebedarf wird derzeit zur Hälfte über Atomkraftwerke gedeckt, die gemäß dem Beschluss der Bundesregierung jedoch bis spätestens 2022 abgeschaltet werden sollen. BW steht somit vor der Herausforderung, den Energiebedarf zunehmend aus alternativen Quellen zu decken. Des Weiteren existiert in BW eine dicht besiedelte, kleinteilig strukturierte Landschaft, in der der Landwirtschaftssektor aufgrund der im Bundesvergleich kleinen Betriebe unter großem ökonomischen Druck steht. Als Standort der Forschungsanlage wurde daher ein landwirtschaftlicher Betrieb in der Region Bodensee-Oberschwaben ausgewählt. Der Bodenseekreis, als einer der drei Kreise dieser Region, bestreitet seine Energieversorgung bisher nur zu einem sehr kleinen Teil aus erneuerbaren Energien und steht daher vor der Herausforderung, den anvisierten Anteil an erneuerbaren Energien von 10% im Jahr 2013 auf 26% im Jahr 2022 zu erhöhen. Zwar soll Photovoltaik dabei die größte Rolle spielen, jedoch ist der angestrebte Anteil allein über Photovoltaik-Dachanlagen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu erreichen. Auch das Potential für Windkraftanlagen ist sehr begrenzt, was u.a. auf die geringe Akzeptanz für Windkraftanlagen vor Ort, bedingt u.a. durch das Bestreben, Landschaftsbild und Alpenpanoramablick zu schützen, zurückzuführen ist. Auch der Ausweitung der Biomassenutzung stehen die schwindende Akzeptanz der lokalen Bevölkerung und die am Bodensee übliche Landnutzung durch Sonderkulturen im Wein-, Obst- und Hopfenbau entgegen.
Neue Lösungen für Deutschland und die EU
Neue Lösungsansätze sind daher notwendig und bieten die Chance, die APV-Technologie als eine wichtige Säule der dezentralen Energieversorgung zu etablieren. Das Projekt APV-RESOLA entwickelt eine neue Technologie und bewertet den Einsatz. Die Forscher hoffen, mit ihren Erfahrungen dieser deutschlandweit einzigartigen und neuen Technologie zum Durchbruch zu verhelfen. Die internationale Zusammenarbeit mit vergleichbaren Projekten in Frankreich, Italien und Japan ist angestrebt.