ginkoo
Gestaltung integrativer Innovationsprozesse: Neue institutionelle und regionale Koordinierungsformen für das nachhaltige Landmanagement
Land ist neben Wasser eine unserer wichtigsten Ressourcen: Es ist Lebensraum, Ernährungsgrundlage und Heimat zugleich. Land wird jedoch oftmals nicht nachhaltig genug genutzt, was zu Folgen für Boden, Flora und Fauna führt. Gleichzeitig existieren bereits nachhaltigere Lösungen zum Beispiel im Ökolandbau, die jedoch nicht im größeren Maßstab angewandt werden und eher geringe Marktrelevanz haben. Die Innovationsgruppe ginkoo widmet sich den sozialen und wirtschaftlichen Fragen, wie diese „Nischenlösungen“ mittels neuer Koordinierungsformen eine größere wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung erfahren können. Das wird von den Forschern an zwei Beispielen im Land Brandenburg untersucht.
Zielsetzung
Ziel der Innovationsgruppe ist es zum einen, Modelllösungen, d. h. Einzelgeschäftsmodelle und Kooperationsmodelle, konkret für zwei Fallstudien zu erarbeiten. Auf der wissenschaftlichen Ebene entwickelt ginkoo zum anderen beispielsweise Indikatorensets und ein Bewertungstool für Nachhaltigkeit für die Praxisakteure. Damit werden die Praxispartner durch wissenschaftlich validierte Bewertungsverfahren in der Konzeptentwicklung „ihrer Nischen“ unterstützt. Neben den konkreten Einzellösungen für die Fallstudienversucht ginkoo darüber hinaus Aussagen abzuleiten, die sich auf vergleichbare Kontexte übertragen lassen. Auf dem transdisziplinären Lernprozess basierend, werden übertragbare Werkzeuge beispielsweise für vergleichbare kleine und mittlere Unternehmen, Anbaugenossenschaften oder Netzwerke erarbeitet, mit denen sie ihre Innovationsprozesse managen können. Um diese Pilotansätze zu tragfähigen Lösungen zu entwickeln, bedarf es jedoch auf regionaler bzw. sektoraler Ebene eines „Innovationsmanagements“, das über die vorhandenen Instrumente des Regional- , Netzwerk- und Wertschöpfungskettenmanagements hinausgeht. Die Innovationsgruppe ginkoo strebt hierfür Lösungsvorschläge an.
Fallstudien
Anhand der Fallstudie Biosphärenreservat Spreewald entwickelt ginkoo Lösungen zur Inwertsetzung von marginalen Niedermoorstandorten. Dabei geht es um eine standortgerechte landwirtschaftliche sowie touristische Nutzung der Niedermoore sowie die Entwicklung eines dezentralen Systems zur energetischen Verwertung von Schnittgut. Praxispartner vor Ort ist das UNESCO Biosphärenreservat Spreewald. In der zweiten Fallstudie arbeitet ginkoo im Bereich des Ökolandbaus an Konzepten für eine nachhaltigere Tierhaltung und für neue Finanzierungsmodelle für Landwirtschaftsbetriebe. Dies erfolgt an den Beispielen des regionalen Projekts Zweinutzungshuhn in Berlin-Brandenburg („ei care“) sowie der solidarischen Landwirtschaft unter Mitverantwortung der Verbraucher („SpeiseGut“). Wichtiger Praxispartner ist hier die Marktgesellschaft der Naturlandbetriebe mbH innerhalb des Anbauverbands Naturland. Die Fallstudien beschäftigen sich sowohl mit den Problemlagen als auch den Chancen ihrer Nischen. Dies sind z. B. Akzeptanzkonflikte oder die „mangelnde Entlohnung“ für die Beiträge zum Erhalt der Biodiversität und des Naturschutzes. Auf der „Plus-Seite“ der Fallbeispiele sind Beiträge zu Fragen der herkömmlichen Tierproduktion, zur Diversität landwirtschaftlicher Betriebsformen oder zur Überwindung der Entfremdung von Verbrauchern und Produzenten in der herkömmlichen Landwirtschaft zu erwarten.
Vorgehen
Das Projekt ginkoo bringt wissenschaftliche Erkenntnisse u.a. aus der Innovationsforschung mit den Herausforderungen der Fallstudien zusammen. In einem iterativen Austauschprozess wird zwischen Wissenschaft und Praxis an der Weiterentwicklung regionaler bzw. sektoraler Innovations-Ideen gearbeitet. Der dazu notwendige Koordinationsprozess soll durch die wissenschaftliche Begleitung der Praxispartner effizienter und effektiver gestaltet werden. Kernfragen sind hier beispielsweise, wo die Einzelbeiträge von Landwirten, Verbänden, Beratung oder Verwaltung anders als bisher koordiniert werden müssen, damit Modelllösungen wie bspw. Anpassungen für Routinen in Unternehmen, Lieferketten oder Netzwerken gelingen können. Im Forschungsprozess entstehen so zunächst Werkzeuge, die an die Bedürfnisse der Praxisakteure angepasst sind. Damit sollen sie beispielsweise die Nachhaltigkeit der Innovation vorab einschätzen, die Akzeptanz ihrer Produkte und Dienstleistungen kennen und erhöhen oder ihr Kundenbindungsmanagement verbessern.