Begleitvorhaben: Innovationsmanagement und Prozessbegleitung (Schwerpunkt inter3)
1 Bücherreihe zu Innovationen im Nachhaltigen Landmanagement
Das Begleitvorhaben hat seine Beobachtungen und Erkenntnisse in drei Büchern festgehalten, die sowohl für Praktiker als auch Wissenschaftler wertvolle Einsichten in und über das transdisziplinäre Innovationsmanagement bieten. Als Open-Access-Publikationen stehen sie allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung.
Im ersten Band „Nachhaltige Landnutzung managen. Akteure beteiligen – Ideen entwickeln – Konflikte lösen“ (2019) kommen vor allem die Praxispartner der Projekte zu Wort. Über 70 Ko-Autor:innen berichten darin anschaulich über ihre praktische Projekt- und Innovationsarbeit. Die Beiträge geben Anregungen unter anderem dazu, wie man Wissen in Form von Bildern und Erzählungen vermitteln kann, wie zivilgesellschaftliche Akteure eingebunden werden können oder wie man zu gemeinsamen Entscheidungen kommt. Der Umgang mit Politik und Verwaltung als für ein erfolgreiches Landmanagement gleichermaßen wichtige wie schwierige Institutionen oder auch von Wirtschaftsunternehmen wird ebenfalls thematisiert. Abgerundet wird das Buch mit einem generellen Blick auf das nachhaltige Landmanagement: Was die Projektpartner darunter verstehen, was es leisten soll und wie es funktionieren kann.
- Schön, S.; Eismann, C.; Wendt-Schwarzburg, H.; Till Ansmann (Hg.) (2019): Nachhaltige Landnutzung managen: Akteure beteiligen – Ideen entwickeln – Konflikte lösen. wbv:Bielefeld. [Link zur Publikation] Buch
Der zweite Band „Transdisziplinäres Innovationsmanagement. Nachhaltigkeitsprojekte wirksam umsetzen“ (2020) bietet einen Einstieg in das umsetzungsorientierte Management von Nachhaltigkeitsinnovationen: sich im Innovationsprozess zu verorten, ihn zielgerichtet voranzutreiben und dafür zu sorgen, dass er sich verselbständigt und innovative Lösungen sich verbreiten. Unter diesen drei Themenbereichen stellt es gängige Managementkonzepte vor und passt sie an die Besonderheiten von Nachhaltigkeitsinnovationen an. Dabei orientiert es sich an gesichertem Wissen über das Wesen von Innovationsprozessen, gibt aber auch erfahrungsbasierte Tipps für einen sehr pragmatischen Umgang mit Innovationen. Das Buch richtet sich vor allem an strategisch denkende Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen in steuernden Positionen von Nachhaltigkeitsprojekten. Aufgabenblätter zu allen Methoden und Themen erleichtern zudem die Anwendung auf das eigene Projekt. Link zum Buch
- Schön, S.; Eismann, C.; Wendt-Schwarzburg, H.; Kuhn, D. (2020): Transdisziplinäres Innovationsmanagement - Nachhaltigkeitsprojekte wirksam umsetzen, wbv Verlag Bielefeld. DOI: 10.3278/6004698w [Link zur Publikation] Buch
Der dritte Band „Prozessbiografien im nachhaltigen Landmanagement“ (Arbeitstitel, erscheint 2021) wirft einen stärker analytischen Blick auf das Innovationsgeschehen der neun Forschungsprojekte. Auf der Basis von Konstellationsanalysen und den begleitenden Beobachtungen aus fünf Jahren Projektarbeit bereitet es systematisch die Entwicklungen der Projekte auf und analysiert deren Innovationsprozesse anhand fester Kriterien. So verbindet es qualitative und quantitative Methoden der Innovationsforschung und unternimmt einen Vergleich sehr spezieller und an sich einzigartiger Innovationsverläufe. Dabei gelingt es, charakteristische und verallgemeinerbare Muster herauszuarbeiten. Das Buch richtet sich vor allen an Innovationsforscher:innen und Projektmanager:innen mit einem breiten und offenen Innovationsbegriff.
2 Innovationscoachings und Webinar
In komplexen Innovationsprozessen kann man sich schnell verirren – besonders, wenn man selbst Teil der ganzen Entwicklung ist und damit etwas „betriebsblind“ wird. Früher oder später müssen in jedem umsetzungsorientierten Projekt Richtungsentscheidungen getroffen werden. Darüber, welche Pfade man weiterverfolgen möchte, welches die wichtigen strategischen Ansatzpunkte sind und auf welche Art und Weise man Dynamiken herstellen möchte. Oder auch darüber, welche Entwicklungen sich verstetigen, welche Allianzen geknüpft werden sollen und auch ganz grundsätzlich: wo die Projektpartner realistisch betrachtet am Ende stehen wollen und wie es danach weitergehen kann.
Innovationsmanagementtools liefern eine solide und strukturierte Wissensbasis für solche Entscheidungen. Doch ein Blick in die gängige Literatur zu Methoden und Instrumenten des Innovationsmanagements zeigt schnell, dass sie entweder sehr ökonomisch ausgerichtet und speziell sind oder viel zu allgemein. Solche Modelle auf die eigene wissenschaftlich fundierte Innovationsarbeit zu beziehen, ist sehr zeit- und ressourcenintensiv und von den Projektpartnern in der Regel nicht zu leisten. Ein spezielles transdisziplinäres Innovationsmanagement (TIM) kann diese Lücke zwischen wissenschaftlicher Analyse und Lösungsfindung einerseits und praktischer Umsetzung und Implementierung andererseits füllen. Aus diesem Grund hat das Begleitvorhaben ein zweitägiges Seminarangebot zum strategischen Innovationsmanagement erarbeitet und mit einigen Projekten durchgeführt.
Das Seminar führt die Teilnehmer durch die wichtigsten Facetten von Nachhaltigkeitsinnovationen und das dafür nötige Prozessmanagement. Dabei ist die Anwendung theoretischen und konzeptionellen Wissens auf das konkrete Doing im eigenen Projekt ein fester Bestandteil. So erleichtert das Seminar die Transferarbeit zwischen wissenschaftlicher Arbeit, praktischer Umsetzung und angewandtem Innovationsmanagement. Mit dem Seminarkonzept als Basis sind weitere flexible Beratungs- und Unterstützungsleistungen für innovative Nachhaltigkeitsprojekte entstanden, u.a. ein Webinar oder die transdisziplinäre Sprechstunde zur schnellen Problemanalyse und -klärung.
Detaillierte Informationen zum transdisziplinären Innovationsmanagement und den Angeboten: www.inter3.de/transdisziplinaeres-innovationsmanagement
3 Ein Modell zu Reifegraden soziotechnischer und sozialökologischer Innovationen
Einerseits sind Innovationen zielgerichtet und planvoll, andererseits sind sie äußerst komplex und nur schwer steuerbar. Man wird mit unvorhergesehenen Ereignissen konfrontiert oder Entwicklungen folgen plötzlich und unerwartet anderen Pfaden als ursprünglich gedacht. Gerade nachhaltige und transdisziplinäre Innovationsprozesse reagieren sehr sensibel auf ihr Umfeld. Typischerweise mäandern sie eher vorwärts als geradlinig vom Start ins Ziel zu schießen. Und anders als bei rein technischen Innovationen sind Start und Ziel oftmals auch gar nicht so klar definiert.
Dennoch ist es wichtig, trotz der hohen Komplexität, der Reflexivität und der Sensibilität nachhaltiger Innovationsprozesse deren Fortschritt beschreiben zu können. Denn erstens stärkt der Blick zurück auf eigene Erfolge und Errungenschaften die Motivation für den weiteren Weg – der häufig lang und durchaus steinig sein kann. Und zweitens muss die eigene Arbeit gegenüber Geldgebern und anderen Stakeholdern ja auch legitimiert werden. Nicht zuletzt: Von Fortschritten geht eine Strahlkraft aus, die viel Dynamik erzeugen kann.
Das Begleitvorhaben hat hierfür ein Reifegrad-Modell innovativer Lösungen entwickelt, die Solution Readiness Level (SRL). Dabei handelt es sich um eine Adaption der aus dem technischen Bereich bekannten Technology Readiness Level (TRL). Sie wurden um die Besonderheiten soziotechnischer und sozialökologischer Problemstellungen und Wechselwirkungen sowie um den Aspekt der transdisziplinären Zusammenarbeit erweitert. Die insgesamt neun Level beschreiben kleine Errungenschaften im Innovationsprozess, die erstens mit spezifischen Wirkungen in der Praxis einher gehen und die zweitens die Logik des Innovationsprozesses verändern. Das heißt, nach Erreichen eines bestimmten Levels „funktioniert“ Innovation immer ein klein wenig anders.
Damit sind die Solution Readiness Level nicht nur ein analytisches Instrument zur Fortschritts- und Wirkungsmessung, sondern sie dienen auch dem operativen Innovationsmanagement. Sie zeigen künftige Arbeitsschwerpunkte oder strategische Ausrichtungen an, die nach Erreichen eines bestimmten Reifegrades angemessen sind. Dies erleichtert dem Innovations- und Projektmanagement die zeitraubende Neuorientierung im Innovationsumfeld sowie bestimmte Planungs- und Koordinationsaufgaben.
> Detailierte Informationen zum Reifegradmodell der Solution Readiness Level
4 Umriss einer Innovationsindikatorik auf Basis der Konstellationsanalyse
Das Begleitvorhaben unterstützte die neun Projekte mit jährlichen Innovationscoachings und Workshops. Dafür wurden regelmäßig Konstellationsanalysen angefertigt, die das Zusammenwirken der beteiligten Akteure, verwendeter Technologien und rahmender Sinnsysteme in einem Gefüge grafisch darstellen. Sie beschreiben damit die Einbettung des Innovationsprozesses in eine größere Innovationsarena und helfen so, eine gemeinsame Perspektive und ein gemeinsames Verständnis des Innovationsprozesses herzustellen. Grundlage der Konstellationsanalysen waren persönliche Interviews mit beteiligten Projektpartnern sowie Dokumentenanalysen.
So entstand für jedes der neun Projekte ein Längsschnitt ihres Innovationsprozesses auf Basis von jeweils fünf Konstellationsanalysen – und damit ein wahrer Datenschatz. Da das Begleitvorhaben länger lief als die Forschungsprojekte, konnten auch Konstellationsanalysen einige Monate nach Projektende erstellt werden. So ließen sich die Entwicklungen, Veränderungen und Dynamiken im Innovationsprozess quantifizieren und zu einer Innovationsindikatorik zusammenführen. Anstatt zu bewerten, liefert die Indikatorik neue Perspektiven auf den Verlauf von Nachhaltigkeitsinnovationen und erweitert die zumeist qualitativen Methoden, die üblicherweise in Evaluationen zum Einsatz kommen. Die folgende Grafik zeigt zum Beispiel die Veränderung der Elemente der Konstellationsanalysen eines Projekts und gibt Aufschluss über die Dynamik im Innovationsprozess.
Das Begleitvorhaben hat dazu Auswertungsalgorithmen entwickelt und programmiert, welche die Konstellationsanalysen auswerten und die Ergebnisse entsprechend relevanter Kriterien und Indikatoren grafisch aufbereiten. In Zukunft wird daraus eine eigenständige Softwareanwendung entstehen, die von Endanwendern ohne größere Vorkenntnisse eingesetzt werden kann.
5 Erklärfilme zum transdisziplinären Innovationsmanagement
Das transdisziplinäre Innovationsmanagement (TIM) ist nicht immer leicht zugänglich, vor allem für Menschen, die sich zum ersten Mal damit befassen. Um ihnen den Einstieg etwas zu erleichtern, hat das Begleitvorhaben drei kurze Erklärfilme produziert.
Der erste dieser Filme beschreibt die Notwendigkeit eines systematischen und begleitenden transdisziplinären Innovationsmanagements, damit die wissenschaftlich-theoretischen und konzeptionellen Lösungsansätze auch wirklich praktisch umsetzbar sind. > Link zum Film
Der zweite Film erklärt die Anwendung und den Nutzen der Konstellationsanalyse, also jener zentralen Methode, die in den jährlichen Innovationscoachings angewendet wurde und auf der auch wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse über die Innovationsverläufe der Forschungsprojekte basieren.
Der dritte Film stellt die Solution Readiness Level vor, eine Skala zu den Reifegraden innovativer soziotechnischer und sozialökologischer Lösungen, die sich sowohl für die Analyse als auch für das Management von Innovationsprozessen eignen.
> Link zum YouTube-Kanal