Dokumentation World Café „Innovationskonzepte für ein nachhaltiges Landmanagement“
Das World Café ist eine Methode, um eine Vielzahl an Tagungsteilnehmer*innen miteinander ins Gespräch zu bringen, Wissen und Erfahrungen zu teilen, unterschiedliche Perspektiven zu vermitteln und neue Ideen zu erarbeiten.
Aus diesem Grund wurde für die Auftaktveranstaltung dieses Format gewählt, um bereits von Anfang an den informellen Austausch zwischen den Mitgliedern der Innovationsgruppen zu befördern. An 19 Tischen diskutierten jeweils vier bis fünf „Gäste“ (Teilnehmer*innen) in drei Café-Runden zwei unterschiedliche Fragenstellungen. Wesentliche Aspekte wurden auf Papier„tischdecken“ bzw. Moderationskarten notiert (eine kurze Fotodokumentation ist auf der Webseite einzusehen). Nach jeder Runde wechselten die Gäste die Tische. Jeweils ein Gastgeber/ eine Gastgeberin blieb am Tisch, um die neuen Gäste zu empfangen und über die bisherigen Diskussionsstränge zu informieren.
Im Folgenden werden die zentralen Aussagen zu den beiden Fragestellungen skizziert.
Was sind Innovationen im Nachhaltigen Landmanagement? Warum brauchen wir sie? Wer soll sie befördern?
Fragen für World Café Runden 1 und 2
Für die Dokumentation der Diskussion an den Tischen wurden Schlagworte, wie sie auf den Papier„tischdecken“ zu finden waren, den Fragen zugeordnet und in Form einer Wortwolke visualisiert. Hinweis: Die Größe der in den Wortwolken abgebildeten Schlagworte entfaltet eine rein optische Wirkung und spiegelt nicht die Häufigkeit oder Wichtigkeit der Begriffe wider.
Woran merken wir, dass unsere Ideen und Maßnahmen in der Region wirksam sind? Wann sind wir als Innovationsgruppe(n) erfolgreich?
Fragen für World Café Runde 3
Die Antworten der Runde 3 wurden von den Teilnehmer*innen in Form von Stichpunkten auf Moderationskarten während der dritten Café-Runde festgehalten. Anschließend wurden diese Moderationskarten eingesammelt und nach Ende des World Cafés nach Hauptmerkmalen- bzw. Aussagen sortiert.
Aus der Diskussion und der Auswertung der Moderationskarten lässt sich folgendes Meinungsbild hinsichtlich der Verständnisse der Teilnehmer*innen zur Wirksamkeit sowie zum Erfolg der Innovationsgruppen ableiten:
- „Wirksamkeit“ und „Erfolg“ – unterschiedliches Begriffsverständnis und Perspektiven: Es bestand ein unterschiedliches Verständnis der Teilnehmer*innen darüber, was unter den Begriffen „Wirksamkeit“ und „Erfolg“ zu verstehen ist. In den Diskussionen zeigten sich auch ganz unterschiedliche Perspektiven, die sich nicht nur zwischen der Vertreter*innen aus Wissenschaft und Praxis festmachen ließen. Sowohl zwischen den unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen als auch innerhalb der Vielfalt an beteiligten Praxisakteuren (bspw. Landwirte, Vertreter*innen von kommunalen Einrichtungen oder privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen oder Vereine) bestehen höchst unterschiedliche Perspektiven hinsichtlich der Definition von Erfolg und Wirksamkeit.
- Zusammenhang zwischen „Wirksamkeit“ und „Erfolg“: Einige Teilnehmer*innen trennten klar zwischen diesen beiden Begriffen: nur weil etwas wirksam ist, müsse es kein Erfolg sein. Andere sahen jede Art der Wirksamkeit als Erfolg an. Wieder andere bezeichneten nur spezifische Wirkungen – bspw. finanzieller Mehrwert – als Erfolg.
- Umsetzung und Verstetigung als zentrale Aspekte von Wirksamkeit und Erfolg: Die Diskussionen über die Wirksamkeit der Maßnahmen in den Regionen sowie über den Erfolg der Innovationsgruppe(n) waren maßgeblich durch Fragen der Umsetzung und Verstetigung geprägt. So wurde häufig genannt, dass die Innovationsgruppen dann wirksam und/oder erfolgreich seien, wenn die in der Region gemeinsam erarbeiteten Lösungen auch tatsächlich umgesetzt und langfristig sichtbar sind (bspw. in Form konkreter Anlagen zur Energiebereitstellung oder in Form verbindlicher politischer Ziele). Unter Umsetzung und Verstetigung wurde ebenso verstanden, wenn:
o eine hohe Akzeptanz der Innovation bestehe,
o die entwickelten Innovationen bzw. Lösungen nachgefragt werden – auch
außerhalb der eigenen Projektregion,
o sich Kümmerer gefunden haben, die den Prozess kontinuierlich vorantreiben,
o aus Innovationen ein Normalzustand werde,
o es auch ohne die Innovationsgruppe weitergehe,
o sich konkret (rechtliche) Rahmenbedingungen änderten.
Mit Klick auf die Bilder können Sie eine kleine Auswahl von beschriebenen Tischdecken sehen, die die Teilnehmenden des WorldCafés erarbeitet haben.
- Mitwirkung als Voraussetzung von Wirksamkeit und Erfolg: Grundsätzlich wurde von den Teilnehmer*innen geäußert, dass ohne Beteiligung der Bürger*innen, Unternehmen, Verbände und Politiker*innen in der Region die Akzeptanz von Innovationen gering bleibe. Eine breite Beteiligung stelle somit eine Grundvoraussetzung für die Akzeptanz und schließlich für den Erfolg der entwickelten Lösungen dar. Dies helfe auch zu vermeiden, dass sich einseitige Interessen durchsetzen, die dann wiederum einen regionalen Konsens verhindern. Die Entwicklung regionaler Netzwerke sei ebenso wichtig, um regionales Wissen austauschen zu können. Zugleich wurde aber auch hinterfragt, ob Beteiligung in jedem Fall als Erfolg zu verstehen sei.
- Nachfrage(n) und Nachahmung als Zeichen für Wirksamkeit und Erfolg: Nachfrage(n) von außen/ von anderen Regionen nach entwickelten Produkten weisen bereits auf eine gewisse Wirksamkeit des Projektes hin und können somit auch als Erfolg angesehen werden. Die Übertragung von Lösungen auf andere Regionen und Landschaften und das Finden von Nachahmern (auch außerhalb der Modellregion) seien somit auch Indikatoren für Erfolg – insbesondere wenn sich die Anwendung der Ergebnisse dort durchsetzt und dauerhaft etabliert.
- Prozesse und Kultur prägen Wirksamkeit und Erfolg der Innovationsgruppen in der Region: Nicht nur konkrete Produkte werden als Erfolg verstanden, sondern auch angestoßenen Prozesse des Austausches und der Vernetzung in der Region, um u.a. die Konsensfindung zu unterstützen. Eine Kultur des Miteinanders müsse gepflegt werden, um zu sensibilisieren, Akzeptanz zu schaffen und ggf. einen Konsens zu erreichen. Dies setze insbesondere Ergebnisoffenheit, Teamfähigkeit und Reflexionsfähigkeit voraus, um voneinander zu lernen. Insbesondere wurde die Rolle von kreativen Querdenkern betont.
- Öffentliche Resonanz als Indikator für Wirksamkeit: Medienberichte – egal ob wohlwollend oder negativ – zeugen von einer Wahrnehmung der Innovationsgruppen. Auch konkretes Feedback aus der Öffentlichkeit über Anrufe oder Emails oder aber auch Internetklicks auf Projektseiten weisen auf die Wahrnehmung der Innovationsgruppen hin. Ob aus der Wahrnehmung auch eine Wirksamkeit der Innovationsgruppen in der Region abgeleitet werden kann, sei zu diskutieren.
- Weiterförderung als Erfolg: Insbesondere aus Sicht der Wissenschaftler*innen stellen Anschlussprojekte oder Folgeförderungen einen Indikator für den Erfolg des Projektes dar. Aus Sicht der Praxispartner*innen sei es vielmehr das Erschließen weiterer Fördertöpfe wie bspw. jener der Wirtschaftsförderung.
- Herausforderung Messbarkeit: Als größte Herausforderung wurde die konkrete Messbarkeit der eigenen Wirksamkeit und des Erfolges als Innovationsgruppe thematisiert. Es zeigte sich, dass insbesondere Vertreter*innen von Unternehmen vorrangig den finanziellen Mehrwert als Erfolg ansehen: Die Maßnahmen müssen sich (schließlich) rentieren und finanziell darstellbar sein. Aus Sicht der Kommunen geht es neben der Finanzierbarkeit bspw. auch um die Organisation von Beteiligungsprozessen: Die Meinung dahingehend, wie diese Prozesse zu messen seien, gingen auseinander. Zudem sei es grundsätzlich schwierig, den Erfolg oder die Wirksamkeit von Innovationen zu messen. Innovationen stellen offene Prozesse dar, in denen keine finalen Ziele formuliert werden. Ohne die Überprüfung der Zielerreichung und somit des Erfolges sei es schwierig, Innovationen zu bewerten. Schließlich wurde betont, dass die Messbarkeit von Innovationen und den damit verbundenen Prozessen einen Umgang mit harten und weichen Indikatoren voraussetze: Wie sind einzelne Projektphasen/ Projektkomponenten zu gewichten? Ist es erfolgreicher drei Veranstaltungen mit 100 TeilnehmerInnen durchzuführen oder 5 Veranstaltungen mit 50 Teilnehmer*innen? Lassen sich im Falle der Innovationsgruppen Prozesse überhaupt sinnvoll von Produkten abgrenzen, oder ist der Übergang fließend? Diese Fragen deuten schon an, dass Evaluationskriterien stark projektbezogen zu sein haben.
Text: Nadin Gaasch (ZALF)