Dokumentation der Arbeitsgruppe "Innovation" (15.4.2015)

Die Eingangsfrage „Was ist das Praktische an der Wissenschaft“ führte zu vier häufiger genannten Kategorien:

  • Anwendbarkeit/Umsetzungsfähigkeit (9 Nennungen)
  • Zeit für (Quer)Denken, Ausprobieren sowie Ergebnisoffenheit (8)
  • Anstoß, Ideen und Erkenntnis (6)
  • Problemorientierung und Problemlösungen (6)

Grundsätzlich wurden in den wissenschaftsorientierten Beiträgen Unterschiede angesprochen zwischen Hypothesen-orientierter und anwendungs-/ problemorientierter Forschung, die in ihrer Arbeit nicht unabhängig von gesellschaftlichen Strömungen agieren könne.

Wie kommen wir zu umsetzungsreifen Lösungen?

Betont wurde, dass das Praktische voraussetzt, dass Wissenschaftler und Praktiker sich gemeinsam und beiderseitig um Realitätsnähe bemühen, was aber nicht auf ‚business as usual‘ herauslaufen solle. Der Problembegriff sollte so weit gefasst sein, dass er sowohl Probleme aus der Praxis als auch theoretische Fragestellungen beinhaltet.
Stichworte im Einzelnen:

  • der iterative Prozess der Lösungsfindung mit frühzeitiger Einbeziehung von Stakeholdern und Bürgern sowie Flexibilität im Nachjustieren dessen, was man macht
  • die Praxis sucht nach erfolgversprechenden Lösungen, daher ist deutlich zu zeigen und zu kommunizieren, was geht und wie es geht
  • die für die Lösungen erforderlichen Daten müssen erhoben und verfügbar gemacht werden

 Was kann Wissenschaft leisten? Was nicht?

  • Es geht um umsetzbare Lösungen, aber auch ehrliche Antworten: Was geht, was nicht?
  • Innovationsgruppen ermöglichen andere Perspektive und Handlungsmöglichkeiten auf bestehendes System und Lernen auf der Meta-Ebene zu übertragbaren Innovationen.
  • Wissenschaftler als „neutrale Akteure“ können Prozesse anders in Gang bringen.
  • klare Zielsetzungen, ein offener regionaler Dialog und Umsetzung der Aktivitäten, aber politische Legitimierung und Umsetzung liegen außerhalb.
  • Wissenschaftler sind selbst Stakeholder und benötigen unabhängig von Anwendungs-nähe und Umsetzungsorientierung eigene Forschungsfragen und Erkenntnisgewinn, um im Wissenschaftssystem anschlussfähig bleiben.
  • Wissenschaft ist langatmiger, geduldiger als die (unternehmerische) Praxis auf schnelle Lösungen für die Probleme angewiesen – das muss harmonisiert werden.


Das Thema Lücke bzw. Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis wurde vor dem Hintergrund der eigenen Innovationsgruppe diskutiert:

  • Austausch über Problemorientierung und Praktikabilität der Lösungsansätze
  • Gegenseitiges Korrektiv oder auch Inspiration; Wissenschaft als neuer Akteur in Region
  • Überwindung typischer Begrenzungen der Praxis durch Perspektiv- und Rollenwechsel
  • die notwendige (regionale) Kontextualisierung von Wissenschaft
  • Frage der Übertragbarkeit als Aufgabe von Beginn an mitdenken und bearbeiten. Mehr als Best practice - erfordert klare Antworten darauf, was genau übertragbar ist
  • Best practice kommt oft nicht zur Anwendung: Daher ist zu klären, welche Hemmnisse dagegenstehen und wie sie abzubauen sind (u.a. wenn Fördergeld ersetzt werden muss)
  • Schnittstelle ist der klassische unternehmerische Innovationsprozess, der in den Innovationsgruppen gemeinsam beschritten werden muss, um Erfolg zu haben
  • Erforschung im Vorfeld ist ebenfalls Bedingung für den Erfolg, daher ist das Spannungs-feld zwischen Zeit für die Wissenschaft und schneller Umsetzungsorientierung die Schnittstelle, und genügend Zeit für Reflexivität nötig
  • Unterscheidung zwischen wissenschaftlicher Forschungs-Arbeit und fachlicher Dienstleistung ist aufrecht zu erhalten: Wo fangen die (nicht öffentlich durch Steuergelder finanzierten) Aufgaben der Praktiker an?
  • Verstetigung der Funktion des „Landmanagers“ nach Ende der Innovationsgruppen

Darüber hinaus wurde thematisiert, dass

  • Fragen nach den Unterschieden/Schnittstellen von Wissenschaft und Praxis zu grob seien und man zwischen quantitativer und qualitativer Forschung unterscheiden müsse.
  • offen bleibe, ob iterative Prozesse wie von selbst zu umsetzfähigen Lösungen führen.
  • Übertragbarkeit und Umsetzungsfähigkeit nicht dasselbe ist.
  • Übertragbarkeit heißt, ausgewählte Ergebnisse für den Transfer auf dritte Regionen zu nutzen, aber eine umfängliche Ergebnisübertragung nicht möglich sei.

Die Abschlussfrage „Wo gehen Sie mit Sorge ran?“ richtete sich an die Praktiker:

  • Sorge, dass die Wissenschaftspartner wirklich dem umsetzbaren Konzept ‚dienen‘.
  • Sorge, dass funktionierende Lösungen dennoch am Rahmen scheitern.
  • Sorge, ob insgesamt Akzeptanz für die Energiewende erreicht wird.
  • Sorge, dass nachhaltige Lösungen nicht wirtschaftlich tragfähig sein werden.
  • Sorge, dass Nachhaltigkeit an mangelnder Veränderungsbereitschaft scheitert.
  • Sorge, dass die ideelle Inwertsetzung von Landschaft und Natur nicht gelingt.

 
Text: inter 3 Institut für Ressourcenmanagement
6.5.2015

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